Innerhalb von 40 Jahren hat sich China von einem durch die Agrikultur geprägten Land zu einer wirtschaftlichen Weltmacht entwickelt (1, 2). Ein Massstab für die Wirtschaftskraft eines Landes ist das Bruttoinlandsprodukt – kurz BIP. Das BIP misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (3). Noch im Jahr 1980 betrug das BIP von China nur etwa ein Fünftel des deutschen Bruttoinlandsprodukts (USD 950 Milliarden in Deutschland vs. USD 191 Milliarden in China) (4). Seither ist viel passiert: Im vergangenen Jahr war China die zweitgrösste Wirtschaftsnation (gemessen am BIP) hinter den USA und vor Japan und Deutschland. 2021 erreichte China mit rund USD 17,7 Billionen einen neuen BIP-Rekord (5). Und die Wachstumsprognosen zeigen nur in eine Richtung: nach oben.
Die Zahlen verdeutlichen, welchen Stellenwert China mittlerweile in der Weltwirtschaft einnimmt. Aber auch die Relevanz für unsere heimische Wirtschaft und unser Leben in Europa ist gross.
Warum ist China so wichtig für uns?
China ist ein sehr wichtiger Handelspartner für die Schweiz. Im Jahr 2019 lag das bilaterale Warenhandelsvolumen (also der Wert der miteinander gehandelten Waren) bei über CHF 36 Milliarden. China ist damit der drittwichtigste Handelspartner für die Schweiz (6).
Die Importe aus China sind für jeden europäischen Wirtschafts- und Industriebereich wichtig. Jedoch sind besonders die Sektoren Maschinenbau, KFZ und KFZ-Teile, Elektrotechnik sowie Chemie von chinesischen Importen abhängig (8). Hier spielen Halbleitertechnologien (Computer, Rundfunktechnik, Smartphones) und Transportequipment eine besondere Rolle: Allein in diesen Produktkategorien exportierte China 2020 Waren im Wert von USD 1,26 Billionen in die ganze Welt (8). Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von China ist also gross – und kommt mit gewissen Risiken.
Wenn es zu Lieferengpässen oder gar Ausfällen in den Lieferketten kommt, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Produzenten weltweit. Im April dieses Jahres kam es beispielsweise zu Kapazitätsengpässen in den Häfen, stark betroffen war unter anderem auch der Hafen von Hong Kong. Als Folge musste die Produktion in Europa und der Welt stark eingeschränkt werden. Gemäss dem Prinzip von Angebot und Nachfrage konnten für die vorhandenen Produkte höhere Preise aufgerufen werden. Dies wirkte sich direkt auf die Produktionskosten und die Umsätze der Unternehmen aus und trug zu den insgesamt negativen Aussichten für die Weltwirtschaft bei. Die Lieferketten sind noch immer nicht auf dem Vorkrisenniveau. Auch die Corona-Pandemie verschärft die Situation in China weiter.
Welche Rolle spielt Corona und die Covid-Strategie der chinesischen Regierung für die globale Wirtschaft?
China meldet Rekordzahlen bei den Corona-Neuansteckungen. Bereits acht von zehn chinesische Städte sind stark betroffen. Chinas Zero-Covid-Strategie hat in den Jahren 2020 und 2021 sehr gut funktioniert. Allerdings geben die hochgradig ansteckende Omikron-Variante, die schwindenden Impfungen und die insgesamt niedrigen Impfraten (insbesondere in Hochrisikogruppen) Anlass zur Sorge (9).
Dabei befindet sich China in einem Dilemma: Das Festhalten an der Null-Covid-Strategie hätte wahrscheinlich zu immer mehr Protesten geführt. Als Konsequenz hätte sogar ein ernstzunehmender Aufstand des chinesischen Volkes gegen den Regierungschef Xi Jinping gedroht (9). Die chinesische Regierung hat sich unlängst für einen alternativen Weg entschieden und weicht nun von der bisherigen Zero-Covid-Strategie ab. Die Infektionszahlen schnellen bereits in die Höhe (10). Infolgedessen könnte das Fehlen dringend benötigter Arbeitskräfte an den Fliessbändern Chinas die Produktion beeinträchtigen (11). Die chinesische Regierung hält allerdings an den Lockerungen fest und will damit die Wirtschaft wieder ankurbeln. Diese Entwicklungen haben unmittelbaren Einfluss auf die Weltwirtschaft. Selbstverständlich sind auch Produzenten im Bereich der erneuerbaren Energien von den Lieferengpässen betroffen.
Welchen Einfluss hat China auf den Bereich der erneuerbaren Energien und die globale Windenergieindustrie?
In den letzten Jahrzehnten hat sich China zu einem wichtigen Player im Bereich der erneuerbaren Energien entwickelt. Während das Land bereits Marktführer im Solarsektor ist, erhöht es nun seinen Marktanteil bei der Herstellung von Windturbinen und der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge (12) und damit den Druck auf die europäischen Produzenten. Chinesische Unternehmen produzieren und verkaufen mittlerweile fünfmal mehr Windturbinen pro Jahr als Produzenten aus der EU (13).
Trotz der aktuellen Energiekrise stehen die Turbinenhersteller in Europa finanziell unter Druck. Arbeitsplätze werden abgebaut und die Firmen laufen Gefahr, Marktanteile an die chinesische Konkurrenz zu verlieren. Gründe für diese Entwicklung sind vor allem die anhaltenden Engpässe in den Lieferketten (auch aufgrund der früheren Zero-Covid-Politik und jetzt stark steigender Corona-Fallzahlen), der russische Angriffskrieg in die Ukraine und gestiegene Kosten für Rohstoffe wie Stahl und Kupfer. Aber auch die strengen und langwierigen Vergabe- und Genehmigungsverfahren machen den Herstellern zu schaffen. Hinzu kommt, dass die finanzielle Widerstandsfähigkeit der chinesischen Produzenten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der europäischen Konkurrenz darstellt – während die chinesischen Turbinenpreise seit 2020 trotz der Rohstoffinflation fallen, sind die Preise global im Durchschnitt seither gestiegen. Dieser Vorteil basiert darauf, dass die chinesischen Hersteller die effizienteste, konzentrierteste und kostengünstigste Lieferkette aufgebaut haben. Auch sind die chinesischen Produzenten aufgrund der inländischen Nachfrage derzeit nicht auf die internationale Expansion angewiesen (12, 14).
Was bedeutet das für Dein Inyova-Investment?
Die Entwicklungen in China sind Teil der globalen Turbulenzen an den Märkten und haben auch Einfluss auf Dein Portfolio bei Inyova. Selbstverständlich sind auch die Unternehmen aus dem Inyova-Universum von den Lieferengpässen und der chinesischen Covid-Strategie betroffen – manche mehr und manche weniger. Chinesische Unternehmen sind aber grundsätzlich nicht Teil des Inyova-Universums. Insgesamt unterliegt der Aktienteil Deiner Inyova-Investition der gleichen Volatilität, wie die globalen Märkte. Allerdings ist Dein Inyova-Portfolio so aufgebaut, dass es kurzfristigen Schwankungen standhält. Dein Portfolio ist gut diversifiziert und enthält Aktien und Anleihen, die zahlreiche Sektoren, Regionen, Währungen und Länder abdecken. Es umfasst sowohl grosse, mittelgrosse als auch kleinere Unternehmen. Somit ist Dein Portfolio auf Langfristigkeit ausgelegt. Ausserdem steht Dein Portfolio jederzeit unter Beobachtung durch unser Investment Office – sollte es Unternehmen geben, die unseren strengen Risiko- und Impact-Kriterien nicht mehr entsprechen, werden wir diese aus Deinem Portfolio entfernen.
19 von 20 Inyova Impact Investor*innen haben erneuerbare Energien als Handabdruck-Thema im dritten Quartal 2022 zu ihrer Strategie hinzugefügt. Auch haben es zwei Unternehmen aus der Windenergie-Branche unter die Wunschlisten-Top-10 geschafft (15). Vielleicht hast Du auch Windkraft-Aktien in Deinem Inyova-Portfolio. Trotz des Drucks durch chinesische Turbinenhersteller sind die europäischen Produzenten gut für die Zukunft aufgestellt. Das liegt zum einen an den technologischen Fortschritten, zum anderen wächst in Europa das Bewusstsein der Menschen und Regierungen für die Notwendigkeit von grünen Energien. Willst Du mehr über die Möglichkeit erfahren, mit Inyova in Windkraft-Aktien zu investieren? Lies dazu unseren Artikel “In Windkraft-Aktien investieren – eine Branche mit Aufwind“.
Wenn Du Fragen zu Deinem Portfolio hast, wende Dich gern an unser Customer Success Team. Du erreichst uns per E-Mail an [email protected] oder per Telefon unter 044 271 50 00. Wir sind gern für Dich da!
Quellen
(1) Deutschlandfunk (2018). Vor 40 Jahren – Als China seine Wirtschaft öffnete. https://www.deutschlandfunk.de/vor-40-jahren-als-china-seine-wirtschaft-oeffnete-100.html
(2) Bundeszentrale für politische Bildung (2019). Vor 70 Jahren: Gründung der Volksrepublik China. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/297717/vor-70-jahren-gruendung-der-volksrepublik-china/
(3) Destatis (2022). Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen – Bruttoinlandsprodukt (BIP). https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/Methoden/bip.html
(4) The World Bank (2022). World Development Indicators. https://datacatalog.worldbank.org/search/dataset/0037712
(5) Statista (2022). Ranking der 20 Länder mit dem größten Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2021. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157841/umfrage/ranking-der-20-laender-mit-dem-groessten-bruttoinlandsprodukt/
(6) Schweizerische Eidgenossenschaft (2021). China Strategie 2021–2024.
(7) Deutsche Vertretung in China (2022). Deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen. https://china.diplo.de/cn-de/themen/wirtschaft/wirtschaft-bilateral
(8) Statista (2022). Value of export of goods from China from 2011 to 2021. https://www.statista.com/statistics/263661/export-of-goods-from-china/
(9) The Economist (2022). Xi Jinping’s zero-covid policy has turned a health crisis into a political one. https://www.economist.com/leaders/2022/12/01/xi-jinpings-zero-covid-policy-has-turned-a-health-crisis-into-a-political-one
(10) Neue Zürcher Zeitung (2022). Chinas Blindflug durch die Covid-19-Pandemie – erste Spitäler erreichen Kapazitätsgrenzen. https://www.nzz.ch/international/chinas-blindflug-durch-die-covid-pandemie-ld.1717665
11) Forbes (2022). China’s Zero-Covid Exit And The Potential For 2023 Supply Chain Disruptions. https://www.forbes.com/sites/willyshih/2022/12/13/chinas-covid-zero-exit-and-the-potential-for-2023-supply-chain-impacts/?sh=38ceb1c3103f
(12) S&P Global (2022). China’s increasingly cheap wind turbines could open new markets. https://www.spglobal.com/marketintelligence/en/news-insights/latest-news-headlines/china-s-increasingly-cheap-wind-turbines-could-open-new-markets-72152297
(13) Mobility Foresight (2021). Europe Wind Energy Market 2021-2026. https://mobilityforesights.com/product/europe-wind-energy-market/
(14) Financial Times (2021). European wind industry ‘struggling’ with rising costs. https://www.ft.com/content/0e747284-64da-4690-b416-3acabaaf4943
(15) Inyova (2022). Inyova Impact Index Q3.